Heini Holzer Klettersteig
 


Der Grenzgänger: Ein Porträt
Heinrich „Heini“ Holzer begeistert sich
schon als junger Bub für die Berge

Bereits mit 15 Jahren experimentiert er mit waghalsigen Klettertouren am Ifinger, seinem Hausberg in Schenna. Alles, was es über die Kletterei zu wissen gibt, bringt er sich mithilfe einer kleinen Kletterfibel selbst bei. Er tritt den Bergrettern bei, vertieft sein Wissen und wird Mitglied des AVS (Südtiroler Alpenverein). Dort ist er schon bald als Alleingänger bekannt. Bei gemeinsamen Ausflügen ist er es, der stets die schwierigste Route wählt und auf Risiko spielt.

Mit Beginn des Berufslebens als Kaminkehrer werden auch seine Touren ernster. Der Sommer '63 wird zum Meilenstein: Mit 18 Jahren wagt er seine erste Klettertour im VI-Schwierigkeitsgrad. Zu jener Zeit ein ganz großes Ding schließlich gilt doch VI+ als oberste Grenze.  Doch um mit den Großen des Klettersports mithalten zu können, muss Holzer oft improvisieren. Mit einer Größe von 1,53 m liegen geschlagene Haken oftmals außerhalb seiner Reichweite. Dafür bastelt er sich eine künstliche Verlängerung: Ein 30 cm langes Drahtgestänge, mit dessen Hilfe er unerreichbare Haken erobert. Die „Griff-Fiffi“, wie sie von seinen Seilkollegen genannt wird, zieht einige Blicke auf sich. Viele belächeln ihn, andere bewundern seinen Ehrgeiz.

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Die Berge, sein ganzes Lebensglück

Nichts kann ihn stoppen. Auch nicht die Lawine, die sich bei der Begehung der Ortler-Nordwand im Winter '64 löst. Sie reißt ihn und seine zwei Seilkameraden 300 Meter mit. Holzer, der als einziger unverschüttet bleibt, rettet an diesem Tag zwei Leben. Mit 21 Jahren hat er sich bereits einen Namen in der Kletterszene gemacht, doch er will mehr – nämlich einer der besten Extrembergsteiger der Welt werden.

Obwohl als Einzelgänger verschrien, findet er Gleichgesinnte, mit welchen er eine tiefe Freundschaft pflegt: das Ausnahmetalent Renato Reali, Reinhold Messner und dessen Bruder Günther sowie Sepp Mayerl. Deshalb trifft ihn die Nachricht über den Tod seines Freundes Renato besonders stark, der bei einer Alleinbegehung abstürzt. Eine Stütze ist ihm in dieser Zeit seine Frau Erika, die er mit 23 Jahren heiratet.

Nicht nur am Berg findet er sein Glück, auch in der Liebe: Als frisch gebackener Vater steht er nun vor einer neuen Herausforderung – seine neue Rolle als Familienvater und Extremalpinist unter einen Hut zu bringen. Während Reinhold Messner als Extrembergsteiger erste Erfolge feiert, weiß Holzer: Eine neue Nische muss her, eine, wo er sich beweisen kann. In der neuen alpinistischen Königsdisziplin der Steilwandabfahrten, sieht er seine Chance. Mit der Befahrung der 55° steilen Marmolata-Nordwand gelingt ihm seine erste große Steilwandabfahrt und eine neue Welt tut sich auf.

„Ich bin glücklich Bergsteiger zu sein,
denn der Berg ist eine Welt, die man
auch ohne Geld bekommt.“
Heini Holzer (aus „Meine Spur, mein Leben“)

Die Schicksalsjahre

1970 muss Holzer sich erneut von einem langjährigen Freund verabschieden: Günther Messner wird am Nanga Parbat von einer Lawine verschüttet. Ein Jahr später wird Holzer zum zweiten Mal Vater.

Die Abfahrt über die Süd-West Flanke des Ifingers ist ein lang gehegter Traum, auch diese 55° steile Wand meistert er mit Bravour. Mit der Befahrung des rechten Hängegletschers am Piz Palü im Juli '72 ist ihm die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sicher. Den internationalen Durchbruch schafft er mit der Befahrung des Biancograts in der Bernina und des Brenvasporns am Montblanc. Es wäre ein leichtes seinen Erfolg zu vermarkten, doch das tut Holzer nicht. Kapital aus seinen Bergen schlagen? Niemals – stehen sie doch an erster Stelle. Dass die Berge Priorität Nummer 1 sind, merkt auch seine Frau, die sich schließlich von ihm trennt. Das Spiel auf Risiko ist zur Sucht geworden, der Adrenalinrausch ein Muss. Die Trennung geht nicht spurlos an ihm vorbei, er sucht Trost in den Bergen. Mit der Befahrung des großen Aleschhorn im Berner Oberland, das mit einer über 50° steilen Nordwand aufwartet, wird er zum Aushängeschild seines Geburtsortes Schenna.

Die Nordrinnen von Punta Anna und Monte Cristallo, die Erstbefahrung der Piz Roseg im Engadin – schon oft stand die Nordostwand auf seinem Plan, doch nie war die Wand befahrbar. Vielleicht ein Zeichen? Am 4. Juli 1977 ist es soweit. Wenngleich die Bedingungen nicht die Besten sind, Heini Holzer will es wagen. Doch knapp unterhalb des Gipfels stürzt er, mit nur 32 Jahren, in den Tod.

Der Heini Holzer Klettersteig

Heini Holzer Klettersteig

 

Mit Schwierigkeitsgraden von A bis B/C eignet sich der Klettersteig bestens für Kletterfreunde sowie für Familien mit Kindern ab 10 Jahren. Über eine gute Kondition, Klettererfahrung sowie Trittsicherheit sollte man aber dennoch verfügen. Die Route befindet sich neben der Steilwand, die Heini Holzer auf seinem Lieblingsberg, dem Ifinger, befahren hatte und wurde nach ihm benannt. Ein Stahlseil führt für 1.000 m rund 550 Höhenmeter nach oben, ausgesetzte Passagen wurden mit Steighilfen passierbar gemacht.
 


Gegliedert in verschiedene Abschnitte, wird der Steig zu einem abwechslungsreichen Klettererlebnis. Der Start erfolgt auf der Anseilplattform „Ochsenboden“, der eigentliche Einstieg im Abschnitt „Einstiegswandl“. Steil führt der Steig an mehreren Aussichtspunkten hinauf bis zum „Geistergrat“ und weiter zum „Waldele“. Bald darauf wartet der „Heini-Holzer-Rastplatz“ mit einer gemütlichen Bank und einem beeindruckenden Panorama auf Dich. Hier darf der Blick auch auf die 55° steile Südwest-Flanke des Ifingers schweifen, über die Holzer in den 70er-Jahren abgefahren ist. Na, wäre das auch was für Dich? Mit der „Engelskante“ wartet noch eine letzte Felspassage, die es zu meistern gilt, bevor Du zur „Ausstiegsmeile“ kommst. Nun hast Du die Wahl: Lieber Abstieg zur Kuhleitenhütte (Ausschank bis Ende Oktober) und über einen Weg zurück zum Ausgangspunkt? Oder doch lieber den zehnminütigen Aufstieg auf den kleinen Ifinger (2.552 m) und/oder den einstündigen Aufstieg auf den großen Ifinger (2.581 m) wagen?
 

Ifinger - Klettersteig

 

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Infos & Wegverlauf

Parken kannst Du in Falzeben, auf dem gleichnamigen Parkplatz im Wandergebiet Meran 2000, anschließend geht’s mit der Umlaufbahn nach oben. Von hier aus wanderst Du ca. 45 Minuten bis zur Anseilplattform „Ochsenboden“. Für die Klettertour solltest Du ca. drei bis vier Stunden einplanen.

Du willst mehr über Heini Holzer erfahren?
Im Buch, „Heini Holzer: Meine Spur, mein Leben“ von Markus Larcher, erhältst Du einen interessanten Einblick in das Leben, Denken und Tun des Extremalpinisten.

 

Julia
Geschrieben von Julia Niederbrunner Julia pendelt zwischen zwei "Klimazonen": Ihrer Herzensheimat, dem Pustertal, und der Wahlheimat an der Südtiroler Weinstraße. Wenn sie mal nicht als Text Artist mit Wörtern jongliert und übers schönste Platzl der Welt, nämlich Südtirol, schreibt, dann findet man sie draußen in der Natur beim Fotografieren. Die Kamera ist quasi ihr drittes Auge, nur beim Lesen, Wein trinken & Genießen setzt sie sie auch einmal ab. Lieblingsreiseort fernab Südtirols? Irland. Herzensheimat Nummer 3.